Welche Eigenschaften sollte ein Schauspieler mitbringen?
Die erste Voraussetzung, um Schauspieler zu werden, ist die Leidenschaft für Sprache, Musik und Bewegung, denn nicht selten werden alle drei Dinge in einem Job vereint und verlangt. Man sollte große Freude daran haben, diese drei Themenfelder zu erkunden, auszuprobieren und sich immer wieder neu zu erfinden.
Flexibel zu sein ist das A und O. Zum Beispiel wechseln Ensemble-Besetzungen am Theater häufig bereits nach einjähriger Spielzeit, Musicals touren durch die ganze Welt und langjährige Filmproduktionen ändern ständig ihre Location, um andere Aufnahmen in den Kasten zu bekommen. Anstatt sich an einen Ort zu binden, sollte man sich eher auf ein Nomadenleben einstellen.
Zudem sollte man das tiefe Verlangen haben, vor der Kamera oder auf der Bühne zu stehen, sich den Zuschauern zu präsentieren und sie zu begeistern.
Wenn es darum geht, bestimmte Rollen einzustudieren, sollte man eine gewisse Körperbeherrschung, Geschick und Konzentration an den Tag legen. Gerade wenn man mit Requisiten wie Waffen hantiert, Kampfszenen einübt oder sich eine Choreografie für ein Musical einprägt, ist dies von Vorteil. Ein ausgeprägtes Beobachtungsvermögen und Genauigkeit sind eine weitere gute Eigenschaft, um Texte einzustudieren und Veränderungen in der Mimik, Gestik sowie Ausdrucksweise zu erkennen. Feingefühl ermöglicht Darstellern, sich in Situationen hineinzufühlen und diese authentisch zu vermitteln. Dazu ist eine gute Portion, Kreativität und Fantasie wichtig, um eigene Rolleninterpretationen einzubringen.
Des Weiteren handelt es sich bei Engagements in der Regel um einen „kollektiven Produktionsprozess”, bei dem Team- und Kommunikationsfähigkeiten, als auch zwischenmenschliche Kompetenzen unabdingbar sind.
Generell sollte man als angehender Schauspieler eine dicke Haut und das Talent haben, sich selbst zu vermarkten, wenn man seinen Traum, Schauspieler zu werden, verwirklichen möchte.
Es gibt kein Patentrezept, wie man ein erfolgreicher Schauspieler wird. Talent, Disziplin und Hingabe sind jedoch Dinge, die man unbedingt besitzen sollte, um in der Branche Fuß zu fassen.
Welche Berufsausbildung ist notwendig?
Theoretisch braucht man keine Ausbildung, um als Schauspieler arbeiten zu können. Allerdings ist die schlechte Nachricht, dass ein Schauspieler ohne Ausbildung, der lange und erfolgreich im Geschäft ist, als seltene Ausnahme gilt.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sich als Schauspieler zu qualifizieren. Der klassische Weg führt die Bewerber über eine drei- bis vierjährige Schauspielschule. Diese nehmen junge Leute im Alter von mindestens 17 Jahren an, welche die Mittlere Reife erworben haben. Im deutschsprachigen Raum gibt es 19 staatliche Schauspielschulen, davon haben 13 ihren Sitz in Deutschland.
Die Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch oder die Otto Falckenberg Schule in München haben beispielsweise einen hervorragenden Ruf. Dazu kommen noch zahlreiche private Schauspielschulen. Absolventen einer staatlichen Schule haben es jedoch einfacher in die Branche einzusteigen, da die Schulen selbst gut vernetzt sind und (ehemaligen) Schülern Engagements verschaffen können. Außerdem zahlt man an staatlichen Schauspielschulen keine Ausbildungsgebühren, da die Bewerber rein nach ihrem Talent ausgewählt werden.
Die Plätze an staatlichen Schauspielschulen sind natürlich heiß begehrt, aber stark begrenzt. Jährlich bewerben sich über 5000 angehende Schauspieler auf rund 300 Plätze an staatlichen Schauspielschulen. Kein Wunder, dass anspruchsvolle Aufnahmeprüfungen die Folge ist. Je renommierter die Schule, desto härter das Aufnahmeverfahren. Viele Bewerber wandern von einer Schauspielschule zur nächsten, bis sie endlich angenommen oder doch bei einer teuren privaten Schauspielschule landen.
Welche Schauspielschule letztendlich die richtige ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden, da jede Schule ihren eigenen Schwerpunkt hat (z. B. Theater, Film und Fernsehen, Musical, Tanz) und verschiedene Module unterschiedlich intensiv unterrichtet (z. B. Bühnen-, Szene- und Kameraarbeit, Improvisation, Sprechtechnik, Tanz und Gesang).
Eine schulische Ausbildung kostet nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld. Nicht jedem gelingt es, sich so lange selbst zu finanzieren. Daher existieren Alternativen, die eine Schauspielschule nicht zwingend notwendig machen. Beliebte Lösungen, um die lange Schulzeit zu umgehen und Kosten besser im Überblick zu behalten, sind kurze Workshops oder Einzelunterricht bei erfahrenen Schauspiellehrern und -Coaches, die ihr Wissen weitervermitteln. Außerdem ermöglicht diese Form der Ausbildung angehenden Schauspielern abends oder am Wochenende – neben einer anderen Erwerbstätigkeit – am Schauspielunterricht teilzunehmen. Einen anerkannten Abschluss kann man leider nicht erwerben.
An dieser Stelle ist zudem Vorsicht geboten. Um nicht übers Ohr gehauen zu werden, sollte man sich die Vita des Schauspiellehrers/-Coaches anschauen und sicherheitshalber Freunde sowie Bekannte nach Empfehlungen fragen.
Wer von seinem Talent absolut überzeugt ist und auf sein Können vertraut, kann sich auch ohne jegliche Ausbildung ins Getümmel wagen und sich auf verschiedene Schauspieljobs bewerben. Meistens beginnt man in diesem Fall mit kleinen Komparsen-, Kleindarsteller- oder Nebenrollen, bei denen eine Schauspielausbildung keine Voraussetzung ist. Idealerweise sammelt man so viele Erfahrungen wie möglich vor der Kamera, dem Publikum und auf der Bühne, um sein Showreel zu optimieren und für die großen Jobs vorbereitet zu sein. Wer als Quereinsteiger in der Branche Fuß gefasst hat, war teilweise auch einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Was muss ich tun, um an einer Schauspielschule aufgenommen zu werden?
In der Regel reichen Bewerber zuerst eine schriftliche Bewerbung ein. Ist diese erfolgreich, werden die jungen Leute zum Vorsprechen eingeladen. Schulen geben oftmals im Voraus bekannt, auf welche Rollen sich die Bewerber vorbereiten können und welche Passagen vorgetragen werden sollen. Oftmals bieten die Schulen auch Vorbereitungskurse zum Vorsprechen an.
Vorbereitung
Schriftliche Bewerbung:
Zuerst einmal ist es absolut wichtig, sich über Bewerbungsfristen zu informieren und diese einzuhalten. Weiterhin sollte man sich erkundigen, was im Rahmen einer Bewerbung verlangt wird: Motivationsschreiben, Vita, Fotos, Demovideos/Showreels und Stimmproben? Außerdem spart man sich viel Zeit, wenn man im Voraus klärt, ob man den Anforderungen bzw. Voraussetzungen entspricht.
Einstudieren der Vorsprechrollen:
Um einen Platz an einer Schauspielschule zu ergattern, kommt man um eine Aufnahmeprüfung nicht drumherum. Grundsätzlich ist es vorteilhaft, sich zwei bis drei verschiedene Vorsprechrollen auszusuchen, die sich möglichst stark voneinander unterscheiden, aber die jeweiligen Stärken bestmöglich zum Ausdruck bringen. Die Rollen sollten etwas in dir auslösen, dich berühren, sodass du dich mit ihr identifizieren kannst und den Drang verspürst, diese Rolle spielen zu wollen. Denn nur eine authentische Darbietung überzeugt!
Beschäftige dich intensiv mit dir selbst und deiner ausgewählten Rolle, achte nur auf dich und glaub an dich. Damit fährst du am besten, laut den Erfahrungen der Experten.
Ferner ist es sinnvoll, sich Gedanken zu seinem Alleinstellungsmerkmal zu machen – Warum bin ich der/die Richtige? Was macht mich besonders? Welchen Mehrwert bringe ich der Schule? – und diesen vor Ort in vollen Zügen auszuleben.
Aufnahmeprüfung
Auch wenn du bereits deine schriftliche Bewerbung abgegeben hast, bringe deine Unterlagen aktualisiert und ordentlich sortiert mit zur Aufnahmeprüfung. Das zeigt, dass du nicht nur mitdenkst, sondern auch gut organisiert bist.
Für eine der quälendsten Fragen „Was ziehe ich bloß an?“ gibt es eine einfache Antwort. Ziehe das an, worin du dich wohlfühlst. Kleide dich gepflegt, ordentlich und pragmatisch. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man zusätzlich zu seinen schauspielerischen Fähigkeiten sein tänzerisches Können vorführen muss, aber leider eine zu enge und sperrige Jeans trägt.
Die erste Prüfung besteht darin, pünktlich an Ort und Stelle zu sein. Zeige deinen zukünftigen Ausbildern, dass auf dich Verlass ist. Schaue dir den Weg dorthin im Voraus an und plane Zeit für eventuelle Staus, Bahnverspätungen oder Warteschlangen vor Ort, beispielsweise bei der Registrierung, ein.
Bereite dich außerdem darauf vor, auf Knopfdruck improvisieren zu können. Wenn Bewerber angeben, dass sie etwas Bestimmtes können (z. B. Singen, Tanzen, Fremdsprachen, Dialekte etc.), müssen sie es beweisen. Daher passiert es nicht selten, dass Caster Bewerber bitten auf der Stelle zum Beispiel etwas vorzutanzen. Also hier unser Rat: Egal welche Fähigkeiten du besitzt, habe zu jeder etwas im Repertoire, sodass du spontan reagieren kannst.
Endlich kann man live zeigen, was man bereits an Talent, Können und Vorwissen mitbringt.
Am Tag des Castings gilt vorwiegend eines: Ruhe bewahren und sich selbst treu bleiben! Lass dich nicht von anderen verrückt machen und lass dir auf gar keinen Fall deinen Ärger oder sonstige Gemütszustände anmerken. Bleib stets freundlich und respektvoll und zeig deine Stärke als Teamplayer. Darauf kommt es im gemeinschaftlichen Miteinander an und hat einen hohen Stellenwert in der künstlerischen Branche.
Wie überzeuge ich im Bewerbungsprozess für einen ersten Job?
Im Grunde gelten dieselben bzw. ähnliche Regeln, wie bei einer Bewerbung für Schauspielschulen auch. Eine deutlich höhere Professionalität spürt man jedoch auf allen Ebenen.
An dieser Stelle möchten wir nur wenige Ergänzungen zu dem Gesagten von oben vornehmen.
Als schriftliche Bewerbung verschickt man nun eine sorgfältig zusammengestellte „up to date“ Sedcard. Diese enthält alle wichtigen Informationen kurz zusammengefasst sowie aktuelle Fotos (z. B. ein/e andere/r Haarschnitt/-farbe ist ein No-Go), Demovideos/Showreels und Stimmproben. Entweder man besitzt sie ausgedruckt in Print zum Verschicken per Post oder digital zum Versenden per E-Mail.
Bei Castings ist meistens schon die Rolle bekannt, für die man vorspricht. Auf diese solltest du dich so gut es geht vorbereiten, bis du den Text im Schlaf auswendig aufsagen kannst. Es ist allerdings von Vorteil, wenn man noch die ein oder andere Vorsprechrolle im Repertoire hat, falls man zu einem weiteren Vortrag gebeten wird. Es kann gut sein, dass du zwar nicht auf die ausgeschriebene Stelle passt, aber du die Caster so überzeugt hast, dass sie dich für eine andere Rolle engagieren oder zum nächsten Casting einladen.
Wird dir eine Rolle zugesagt, solltest du um Bedenkzeit bitten und den Vertrag mit nach Hause nehmen – niemals vor Ort unterschreiben. Das erspart dir im Nachhinein teure und unangenehme Folgen. Lies den Vertrag noch einmal in Ruhe durch und bitte eine andere vertrauenswürdige Person diesen zu überprüfen (z. B. Anwalt), bevor du dich entscheidest. Du solltest nur Verträge unterschreiben, mit deren Bedingungen du zu 100 % einverstanden bist.
Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Vermeide unseriöse Castings. Doch woher weiß man, wann es sich um ein betrügerisches Jobangebot handelt?
Hier ein paar Tipps, wie man den Betrügern in Ausschreibungen oder Einladungen auf die Schliche kommt:
Keine genauen Angaben zum Auftraggeber
Castings finden nie bei Privatadressen oder in einem Hotelzimmer statt
„Ich mache dich zum Star.“, „Ich bringe dich ganz weit nach vorn.“ – leeres Versprechen, wirkt unprofessionell und nicht vertrauenswürdigViele Rechtschreibfehler
Geldforderungen seitens des Auftraggebers bzgl. Casting-Gebühren – Wo gibt’s denn so etwas?