Wie wird man Musicaldarsteller:in?

Musicaldarsteller sind Allroundtalente – sie schauspielern, singen und tanzen. Sie arbeiten international und leben ihre Leidenschaft. Hinter dem Erfolg steckt eine harte Ausbildung, die an Grenzen führt. Aufopferung, harte Arbeit und Schweiß sind nötig. Wer alles für seinen Traum gibt, hat Chancen auf eine große Karriere.

Ein junger Mann blickt ernst die Kamera

Welche Eigenschaften & Fähigkeiten sollte ein angehender Musicaldarsteller mitbringen?

Es gibt bestimmte Voraussetzungen, die ein junger Künstler erfüllen sollte, bevor er eine Ausbildung zum Musicaldarsteller anstrebt.

Zuallererst sind es die offensichtlichen technischen Fähigkeiten, die ein junger Musicaldarsteller überdurchschnittlich gut beherrschen sollte: Schauspiel, Gesang und Tanz. Dazu gehört auch ein hervorragendes Körpergefühl und Körperbeherrschung sowie eine ausgezeichnete Fitness, um Tanzbewegungen anmutig ausführen und konditionell mithalten zu können. Darsteller sollten ebenfalls ein ausgeprägtes Erinnerungsvermögen haben und geschickt im Multitasking sein, um Texte, Melodien und Choreografien auf einmal verarbeiten und wiedergeben zu können.

Im Bereich Interessen ist es wichtig, dass sich angehende Musicaldarsteller für kreativ-gestalterische Aufgaben begeistern, wie zum Beispiel das Interpretieren von Musical-Rollen, das Konzipieren von Show-Programmen und das Einüben von korrekter Mimik, Gestik, Bewegung und Sprechweise der zu spielenden Rolle. Dementsprechend ist Einfühlungsvermögen eine weitere Grundvoraussetzung, um sich in die jeweiligen Charaktere hineinversetzen zu können. Spaß daran zu haben, auf der Bühne zu stehen und sich einem Publikum zu präsentieren, wird vorausgesetzt.

In der dritten Instanz entscheiden Charaktereigenschaften und sozial kompetente Qualifikationen über die Eignung eines Kandidaten. Dieser sollte nämlich auf jeden Fall ein starker Teamplayer sein und über gute Kommunikationsfähigkeiten verfügen, da man kontinuierlich mit seinen Ensemble-Kollegen im Studium, bei Proben und Aufführungen zusammenarbeitet.

Außerdem sollte man gewillt und offen sein, seine eigene Persönlichkeit zu ergründen und weiterzuentwickeln. Ehemalige Studenten berichten, dass sie diese Aufgabe teilweise emotional an ihre Grenzen gebracht hat. Vor allem Einsteiger können mitunter sehr ungeduldig mit sich sein, wenn nicht alles gleich auf Anhieb funktioniert. Diejenigen, die jedoch viel Einsatz, Lernbereitschaft, Ehrgeiz und Disziplin aufbringen und dabei noch kritikfähig bleiben, haben die besten Voraussetzungen, um später mal erfolgreich zu werden. Dabei sollten sie dem permanenten Leistungsdruck gewachsen sein. Wie man sieht, verlangt das Dasein eines Musicaldarstellers nicht nur körperlichen Einsatz, sondern gleichermaßen psychische Stabilität und Selbstsicherheit.

Welche Berufsausbildung ist notwendig?

Die Mehrheit der Stellenausschreibungen für Musicaldarsteller verlangt eine professionelle Ausbildung. Angesichts dessen gibt es nur selten Darsteller, die versuchen, ohne Ausbildung oder Studium quer in das Musical-Business einzusteigen. Nach ca. acht Semestern Musical-Studium ist man als Absolvent optimal auf den Einstieg ins Show-Geschäft vorbereitet und besitzt eine solide Grundlage, jedoch ist dies keine Garantie für Engagements.

Wer sich absolut sicher ist, dass er Musicaldarsteller werden möchte, bewirbt sich am besten gleich an einer speziellen Musicalschule. Schauspielschulen unterrichten zwar auch Tanz und Gesang, jedoch verfolgen sie keinen ganzheitlichen und interdisziplinären Ansatz, so wie es bei den Musicalschulen der Fall ist. Dort gehen die Dozenten nämlich gleichermaßen auf die Anforderungen von Schauspiel, Tanz und Gesang ein.

Bewerbern steht es offen, ob sie an einer staatlichen Hochschule, wie zum Beispiel der Bayerischen Theaterakademie August Everding oder der Universität der Künste Berlin studieren oder sich privaten Ausbildungsstätten, wie der Stage School Hamburg, anschließen wollen. Staatliche Hochschulen bieten mittlerweile sowohl Bachelor- als auch Master-Studiengänge im Bereich Musical an. Wer sich ernsthaft für eine Musicalausbildung interessiert, sollte eine der vielen Schnupper- oder Orientierungstage an den Hochschulen besuchen, die zahlreich in ganz Deutschland angeboten werden. Denn bei ihrem Besuch haben junge Studienanwärter die Möglichkeit, sich eingehend über das Ausbildungsprogramm und die Schwerpunkte der jeweiligen Einrichtung zu informieren, sodass sie später gezielt ihre Bewerbungen verschicken können.

An staatlichen Hochschulen dauert das Studium in der Regel acht Semester (ca. 4 Jahre) und Absolventen schließen entweder mit dem Diplom-Titel oder als staatlich geprüfter Musicaldarsteller ab. Private Institutionen entlassen ihre Studenten nach ca. sechs bis acht Semester, wobei ihre Ausbildung kostenpflichtig ist. Allerdings können Bewerber BAföG beantragen oder sich auf Stipendien bewerben.

Welche Inhalte werden im Studium gelehrt?

Im Großen und Ganzen setzt sich das Grundstudium aus theoretischen, wissenschaftlich-orientierten Modulen, wie Musikgeschichte und Musiktheorie, zusammen, sowie praktischen Kursen in Schauspiel, Tanz und Gesang. Im Vordergrund steht die Entwicklung der persönlichen Fähigkeiten in allen drei Disziplinen. So werden individuelle Talente zum Beispiel im Einzelunterricht gefördert. Neben den technischen Fertigkeiten werden auch Kernkompetenzen wie Interpretationsfähigkeit und Präsentationsstile gelehrt. Eine zentrale Rolle nimmt weiterhin die Persönlichkeitsentwicklung ein. Durch regelmäßiges Auftreten vor Publikum sollen sich die Studenten an den Leistungsdruck gewöhnen und lernen trotz Stress selbstbewusst und professionell zu performen.

Anbei ein Auszug aus dem Lehrplan der Bayerischen Theaterakademie August Everding

Künstlerisches Kernfach I – IV

Gesang

  • Sologesang

  • Ensemble

  • Liedinterpretation/Vortragsklasse

  • Korrepetition

Tanz

  • Ballett

  • Jazz

  • Modern

  • Stepp

  • Afro

  • Kondition

  • Choreografie

Schauspiel

  • Grundlagen (musicalspezifisch)

  • Szenenstudium und Monologarbeit

  • Projektarbeiten und Workshops

Sprechen

  • Körper, Atem, Stimme

  • Phonetik, Artikulation

  • Textinterpretation, Textvortrag

Künstlerische Praxis I – III

  • Open Stage

  • Korrepetition

  • Begleitinstrument

  • Stimmfunktion

  • Ensemblegesang

  • Englisch

  • Show Choreo

  • Songinterpretation

Studenten wird empfohlen, dass sie sich noch während des Studiums frühzeitig um Zusatzqualifikationen kümmern und sich diese in Form von speziellen Kursen oder Praktika aneignen. Denn dies erhöht ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Zählt man zu den regulären Unterrichtsstunden die Einzelstunden, die Kurse für zusätzliche Schlüsselkompetenzen, Auftritte und Prüfungen dazu, kann eine über 40-Stunden-Woche zusammenkommen.

Was muss ich tun, um mich für ein Studium zu qualifizieren?

Anforderungen

Um zum Studium an Universitäten oder gleichgestellten Hochschulen sowie Fachhochschulen zugelassen zu werden, muss man sich zuerst einmal schriftlich bewerben. Dazu bedarf es einer allgemeinen Hochschulreife oder gegebenenfalls einer Fachhochschulreife. Des Weiteren setzten die meisten Musical-Schulen ein Mindestalter von 16 bis 18 Jahren voraus. Manche Schulen achten sogar zusätzlich auf ein Höchstalter und nehmen nur Bewerber bis zu einem Alter von zum Beispiel 26 Jahren an.

Zudem sollten gewisse Vorerfahrungen bereits vorhanden sein, die man sich zum Beispiel als Mitglied einer schulischen Theater-AG, in einer Band oder Tanzgruppe angeeignet hat. Demzufolge lohnt es sich frühzeitig, mit dem Singen, Tanzen und Schauspielen anzufangen und geeignete Referenzen zu sammeln.

Aufnahmeprüfung

Viele Bewerber haben die Illusion oder auch die Hoffnung, dass es bereits mit der ersten Aufnahmeprüfung klappen könnte. Erfahrungsberichte behaupten jedoch das Gegenteil. Eine Aufnahmeprüfung jagt die nächste. Allerdings sollte man sich davon nicht entmutigen lassen. Manche Musical-Schulen bieten sogar spezielle Workshops im Voraus an, die die Bewerber auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten sollen.  

Mit den Aufnahmeprüfungen wollen Ausbildungsstätte die schauspielerische, tänzerische und stimmliche Eignung der Kandidaten feststellen. Daher besteht die Aufgabe der Bewerber darin, Songs vorzusingen, Rollen vorzutragen, Choreografien in der Gruppe einzustudieren und vorzutanzen. Das Aufnahmekomitee filtert die besten Talente heraus, welche über eine hohe Auffassungsgabe und Konzentrationsfähigkeit verfügen und von denen sie glauben, dass sie die größte Motivation haben, um sich langfristig durchbeißen zu können.

Wie überzeuge ich im Bewerbungsprozess für einen ersten Job?

Absolventen sollten ihre Abschlusspräsentation auf gar keinen Fall unterschätzen. Denn im Publikum könnten wichtige Caster, Produzenten oder Intendanten sitzen, die Türöffner zu ersten Engagement sein könnten. Daher hier unser Rat: Nehmt euch nach eurem Auftritt genügend Zeit, um diese Personen ausfindig zu machen und besser kennenzulernen.

Absolut verständlich, dass vor dem Casting für einen ersten Job der eigene Puls bis zum Hals schlägt. Die Jurymitglieder können sich nur zu gut in die Bewerber hineinversetzen. Jedoch sind sie es auch, die sie letztlich bewerten müssen. Um an diesem Tag zu glänzen, haben wir die wichtigsten Tipps für dich zusammengefasst: 

  • Generell gilt: Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete!

  • Wähle eine Rolle aus, die deine Stärken am besten zur Geltung bringt und habe noch ein oder zwei andere Rollen im Petto. Die Rollen sollten sich jedoch unterscheiden.

  • Wähle ein leger-schickes Outfit, das gut sitzt und ordentlich aussieht. Du sollst dich in diesem wohlfühlen und dich ausreichend für Tanzeinlagen bewegen können.

  • Neigst du generell eher zu einem Nervenbündel, könnten dir Meditationsübungen oder ruhige Musik helfen.

  • Halte deine Stimmbänder durch einen Schal oder heiße Getränke warm und achte auf ein Warm-up deiner Stimme, bevor du den Audition-Raum betrittst.

  • Notenblätter, Spickzettel oder sonstiges sind Tabu.

  • Sobald du den Casting-Raum betrittst, gilt absolute Konzentration und Aufmerksamkeit.

  • Bleib stets freundlich und höflich.

  • Passiert dir ein Fehler, mach weiter als wär nichts gewesen.