Dein Sprungbrett als Kleindarsteller
Du schlüpfst gerne in andere Rollen, möchtest im Rampenlicht stehen und andere Menschen begeistern? Du bist aber kein ausgebildeter, professioneller Schauspieler?
Kein Problem, denn auch bei TV, Film, Theater, Werbung und Events werden Laien („People“) als Kleindarsteller gesucht, die über ein schauspielerisches Talent verfügen und idealerweise erste Erfahrungen vor der Kamera oder auf der Bühne gemacht haben. Kleindarsteller erhalten kleine Textpassagen, die sie auswendig lernen und später fehlerfrei vortragen müssen.
Kleindarsteller zu werden streben viele an, da man nicht nur eine höhere Gage erhält, als Komparse und Statisten, sondern mit genügend Training und Erfahrung kann man es sogar bis zum Schauspieler schaffen. Wenn du dich also gut in andere Personen hineinversetzen kannst und textsicher bist, hast du gute Chancen ein Kleindarsteller zu werden.
Komparse, Statist und Kleindarsteller – Was ist der Unterschied?
Komparsen, Statisten und Kleindarsteller – sie alle sind unabdingbar für die Unterhaltungsbranche, da sie die jeweiligen Szenen zum Leben erwecken. Sie bewegen sich teils unauffällig, teils sichtbar im Bild und gehen ihren inszenierten Beschäftigungen nach. Doch genau durch dieses scheinbar unorganisierte Treiben entsteht ein authentisches Bild, welches der Handlung einen „realen“ Charakter verleiht.
Sowohl Komparsen als auch Statisten und Kleindarsteller werden unter dem Begriff Laiendarsteller zusammengefasst, denn sie sind gewöhnliche Darsteller, die keine professionellen Schauspieler sind und nicht über eine abgeschlossene schauspielerische Ausbildung verfügen. Durch mehrere vergangene Jobs können sie zwar erfahren sein, werden aber niemals Schauspielern gleichgestellt.
Komparsen und Statisten halten sich überwiegend im Hintergrund auf und interagieren mit der anonymen Masse. Entweder stehen sie in erster Reihe und sind sichtbar für den Betrachter oder sie gehen in der Menge unter.
Kleindarsteller hingegen stehen im Vordergrund und spielen neben dem Hauptdarsteller individuelle Rollen. Sie sind stärker in den Handlungsverlauf (beispielsweise eines Films oder einer Serie) integriert, jedoch tauchen sie nur kurz auf und verschwinden wieder. In den meisten Fällen wird ihnen eine verbale Rolle übertragen.
Die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V. definiert Kleindarsteller wie folgt:
Kleindarsteller sind Film- und Fernsehschaffende, die bei der Herstellung einer Film- oder Fernsehproduktion im Bereich der Kleindarstellung engagiert werden und deren darstellerische Mitwirkung die filmische Handlung nicht wesentlich trägt und die ihr kein eigen persönliches Gepräge gibt. Das ist dann anzunehmen, wenn für die darstellerische Mitwirkung laut Drehbuch (a) kein längerer Sprecheinsatz und (b) kein längerer Wort- bzw. Reaktionswechsel vorgesehen ist.
Was machen Kleindarsteller eigentlich?
Kaum hat der Regisseur seine letzten Anweisungen gegeben und die Filmklappe wurde geschlagen, verwandelt sich der vorher ausgestorbene Schulhof bei der RTL-Serie „Der Lehrer“ in einen wilden Spielplatz, oder die leere Autobahn in einen unübersichtlichen Unfallort bei der Action-Serie „Alarm für Cobra 11“. Kleindarsteller mischen sich unter das schauspielerische Treiben. Dabei hat jeder seine ganz eigene Rolle.
Innerhalb der Kleindarstellung unterscheidet man nochmals zwischen zwei Level – der gehobenen Kleindarstellung und der Edelkomparserie. Beide Begriffe werden in den nächsten zwei Abschnitten kurz erklärt.
Die „gehobene Kleindarstellung“ beinhaltet das Mitwirken des Geschehens im Vorder- oder Hintergrund, wobei der Kleindarsteller keinen längeren verbalen oder nonverbalen Wort- bzw. Reaktionswechsel mit dem Schauspieler hat. Jedoch wird er als einzelner besonderer Typ (Features Extra) hervorgehoben, mit eventuellem Texteinsatz.
Die „Edelkomparserie“ bedeutet, dass der Kleindarsteller, wie oben auch, keine längeren Wort- und Reaktionswechsel mit dem Schauspieler hat, jedoch tritt er über die gesamte Spielhandlung verteilt immer wieder auf. Der ihm zugeteilte Text beträgt jedoch höchstens ein paar wenige Sätze.
Kleindarsteller können auch als sogenannte Lichtdoubles (weitere Bezeichnungen: Test-Kandidaten, Probe-Kandidaten, Stand-Ins, Strohkandidaten) bei Probetagen für große TV-Shows und -Events zum Einsatz kommen. Sie vertreten die echten Stars, Jury-Mitglieder oder Kandidaten beim Einleuchten. Denn Abläufe müssen einstudiert und die Technik richtig eingestellt werden. Deswegen haben die Lichtdoubles meistens dieselbe Größe und Figur der Hauptdarsteller und tragen dieselbe Kleidung. Auf diesem Weg entstanden die Aufzeichnungen für die TV-Shows „Die Höhle der Löwen“ (VOX) oder „Mein Mann kann“ (SAT.1).
Branchen, in denen Kleindarsteller Beschäftigung finden:
Film & Fernsehen
Theater, Musical und Oper
Werbung und Web
Musik
Welche Fähigkeiten besitzen Kleindarsteller?
Nun stellt sich die Frage: Wer kann eigentlich Kleindarsteller werden? Aber dieser Tätigkeit sind keine Grenzen gesetzt – Schauspiel begeisterte jeden Alters und Geschlechts, egal welches Aussehen, welche Nationalität und welcher ethische Hintergrund. Sie alle können es schaffen.
Einzige Voraussetzung: Kleindarsteller verfügen über schauspielerisches Talent und sind textsicher. Sie haben bestenfalls schon Schauspielunterricht genommen und/oder konnten erste Erfahrungen als Komparse oder Kleindarsteller (mit Text) sammeln.
Weitere Talente, wie z. B. Singen, Tanzen und Fremdsprachen, sind nicht zwingend notwendig, aber vorteilhaft, da man so vielseitig einsetzbar ist und seine Chancen auf ein Engagement erhöhen kann.
Geduld ist eine weitere Tugend, die ein Kleindarsteller beherrschen sollte. Nicht nur am Set und bei Proben, sondern auch während des Bewerbungsprozesses und bei der Vermittlung durch die Agentur.
Ist eine Ausbildung notwendig?
Eine Ausbildung ist nicht notwendig. Jedoch kann es nicht schaden, Schauspielunterricht zu nehmen oder an Workshops teilzunehmen, da man durch das Erlernte seinen zukünftigen Auftraggebern professioneller gegenübertritt.
Was verdient man als Kleindarsteller?
Wahnsinnige Summen kann man als Kleindarsteller nicht erwarten, denn wie auch bei Schauspielern wird das Honorar im Bereich Film und Fernsehen nach dem Tarifvertrag geregelt.
Zudem ist die Gage immer abhängig von der Produktion, wie viel Kamerazeit man hat und wie umfangreich die Texte sind. Die Gage eines Kleindarstellers kann sich somit zwischen 180 € und 800 € bewegen
Darüber hinaus erhalten Kleindarsteller Zuschläge für das Mitbringen von eigener gepflegter Kleidung, z. B. Frack, Cocktailkleid, Pelzmantel und anderen Requisiten (z. B. Skateboard, Schlitten). Weitere Zuschläge gibt es, wenn sich der Kleindarsteller mit ungeeigneter Kleidung (z. B. Ski-Outfit im Sommer) länger als vorübergehend draußen aufhalten muss, für kleine Sprechrollen, aufgrund von Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit und Überstunden. Aufwandsentschädigungen werden gegebenenfalls für aufwendige Kostüm-Fittings, Anfahrtskosten und Übernachtungen gezahlt.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten hat ein Kleindarsteller?
Kleindarsteller sind in der Regel ambitionierte Künstler, denen die Schauspielerei Spaß macht und diese ernster nehmen als zum Beispiel Statisten und Komparsen. Das liegt zum einen daran, dass sie mehr Zeit in die Vorbereitung (z. B. frühere Komparsen-Einsätze, Schauspielunterricht, Casting) investieren. Zum anderen wird von ihnen ein höheres Level an schauspielerischem Können verlangt.
So kann es durchaus vorkommen, dass Kleindarsteller – wie der Name auch schon sagt – „klein“ anfangen, um so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln, zu üben und sich zu verbessern, damit sie später für größere Schauspielrollen gut vorbereitet sind. Gerade bei Schauspielschülern ist dies ein beliebter Weg, aber auch für Laien, die sich gerne persönlich weiterentwickeln wollen.
International können Kleindarsteller auch erfolgreich werden. In der Schweiz und in Österreich kann man sich ebenso auf deutschsprachige Engagements bewerben oder aber man wagt den Sprung über den großen Teich zum Beispiel nach Amerika.