Gefühle in Worten: Die Kunst des Sprechens
Die Hysterie einer sorgenden Mutter, das gut Zusprechen der besten Freundin oder die zarten Worte des Partners – nicht der Inhalt der Worte, sondern ihr Klang lässt uns oft zusammenschrecken, lachen oder erröten. Unsere Stimme ist Träger unserer Gefühle und somit wichtigstes Kommunikationsmittel. Sie wirkungsvoll einzusetzen, ist gar nicht mal so einfach. Doch das ist der Job des (Synchron-)Sprechers. Dafür hat er lange geübt und sich ständig selbst weitergebildet.
Synchronsprecher haben die Aufgabe, Schauspielern ihre Stimme zu leihen, indem sie fremdsprachige Produktionen in die Zielsprache übersetzen. Zusätzlich versehen sie Formate, für die von Natur aus kein Ton vorgesehen ist, mit Sprache. Vergleicht man den amerikanischen Piratenfilm „Fluch der Karibik“ und seine deutsche Verfilmung, fällt auf, dass sich die Stimmen der Schauspieler unterschiedlich anhören. Doch die deutsche Stimme von Jonny Depp ist immer dieselbe. Hören wir sie zufällig mal im Radio oder in einem Fernsehspot, horchen wir auf, denn wir erkennen sie sofort wieder.
Synchronsprecher leihen Schauspielern ihre Stimme und versehen tonlose Formate, wie Zeichentrickfilme, mit Sprache. Die Stimmen der Synchronsprecher kennen wir, jedoch nicht ihre Gesichter, was eigentlich schade ist. Denn das, was Synchronsprecher im Verborgenen hinter dem Mikrofon leisten, ist schauspielern auf hohem Niveau. Allein mithilfe von Text und bewegtem Bild können Synchronsprecher auf engstem Raum in einer kleinen Sprecherkabine die richtigen Emotionen hervorholen und authentisch wiedergeben. Zudem passen sie ihr Sprechtempo und ihre Tonlage an, damit ihre Stimme synchron zu den Lippenbewegungen der Figuren ist.
Alles passiert rasant und man muss auf Zack sein, um mithalten zu können. Eine Herausforderung ist dies allemal und nur die wenigsten sind ihr gewachsen. Synchronsprecher zu werden, ist hauptsächlich Übungssache. Um jedoch jeden Tag wirklich an sich arbeiten zu wollen, sollten Nachwuchstalente viel Ehrgeiz und die Leidenschaft zur Sprache mitbringen.
Was machen (Synchron-)Sprecher:innen eigentlich?
Synchronsprecher, Off-Sprecher oder im Englischen „Voice Actor“ genannt, sprechen eine Stimme ohne im Bild sichtbar zu sein. Sie setzen zum einen ihre Stimme ein, um ein fremdsprachiges Format in die Zielsprache zu übersetzen, oder geben Formaten, die ursprünglich keinen Ton besitzen, eine Stimme. Dies können etwa Zeichentrickfilme, Computer- und Videospiele, Imagefilme, Werbespots, E-Learning Programme, Erklärfilme oder Dokumentationen sein. Die Auswahl der richtigen Stimme ist dabei gar nicht so einfach, denn die Stimme verleiht einer Marke oder einer Figur ein bestimmtes Image. Für Werbefilme werden zum Beispiel gerne bekannte Profisprecher eingesetzt, um Kunden ein noch unbekanntes Produkt oder Dienstleistung mit einer vertrauten Stimme näherzubringen. Man erhofft sich, dadurch das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, die bestenfalls mit dem Vorgestellten sympathisieren.
Sprecher sind für ihre außergewöhnliche Stimmfarbe bekannt – kratzig, tief, nasal oder vieles mehr. Außerdem sprechen sie teilweise mehrere Sprachen mit unterschiedlichen Dialekten. Als Muttersprachler sind sie so in der Lage, jede Botschaft verständlich zu kommunizieren. In der Vergangenheit gab es bereits Fälle, dass sogar Schauspieler mit starkem Dialekt von Kollegen synchronisiert wurden.
Wie kann man sich nun den Ablauf einer Sprachaufnahme genau vorstellen? Zu Beginn erhält der Sprecher ein Kunden-Briefing. Anhand von diesem produziert er dann Aufnahmen. Er steht meist in einer schallisolierten Sprecherkabine in einem Tonstudio und liest entweder nur einen Text ab (Cold Voice) oder sieht zusätzlich zum Text auf einem Bildschirm die laufenden Filmszenen, sodass er seine Stimme den Lippenbewegungen seiner zu sprechenden Figur anpassen kann. Profisprecher können ihre Stimme im Tempo, in der Dynamik, Lautstärke und Tonlage variieren.
Um möglichst präzise synchronisieren zu können, arbeiten Synchronsprecher mit Takes. Das sind einzelne Szenen, die nur aus wenigen Sätzen oder Geräuschen (z. B. schluchzen, lachen, atmen) bestehen. Die Dauer eines Takes ist oft sehr kurz, doch die Aufnahme selbst kann mehrere Stunden dauern. Das heißt: professionelle Sprecher müssen permanent hoch konzentriert bleiben und schnell agieren können. Gar nicht so einfach auf wenigen Quadratmetern in monotonem Umfeld. Deswegen lehnen auch viele Profis die Berufsbezeichnung „Synchronsprecher“ ab, da sie viel eher Schauspieler seien und ihre Arbeit sehr anspruchsvoll ist.
Hörbücher sind zum Beispiel sehr aufwendige Aufnahmen, die über mehrere Tage, ja sogar Wochen andauern können. Außerdem verlangen diese von Sprechern eine gründliche Vorbereitungszeit außerhalb des Tonstudios. Generell sind die Arbeitszeiten zudem sehr unregelmäßig, da Tonstudios oft sehr kurzfristig planen. Vonseiten des Sprechers wird also Flexibilität erwartet.
Sprecher sind in der Regel freiberuflich tätig und relativ unbekannt, im Gegensatz zu ihren Schauspielkollegen zum Beispiel. Auch im Abspann von Filmen und Serien werden sie nur selten genannt. In der Sprecher-Szene kennt man jedoch seine Stars.
Branchen, in denen Sprecher Beschäftigung finden:
Film, Fernsehen und Rundfunk
Werbung und Web
Spiele und Elektronik
E-Learning
Welche Fähigkeiten besitzen Synchronsprecher?
Synchronsprecher können Kinder bis ältere Menschen sein. Das Aussehen spielt gar keine Rolle. Die wichtigste Voraussetzung für einen Synchronsprecher ist allerdings eine markante Stimme, mit der er sich von anderen abheben und für spezielle Rollen interessant sein kann. Des Weiteren beherrscht ein professioneller Sprecher seine Stimme, kann mit ihr spielen und verschiedene Gestaltungsformen anwenden. Seine Texte wirken sehr natürlich und dynamisch. Regieanweisungen kann er folgen und korrekt umsetzen.
Wenn du einen genaueren Einblick hierzu haben möchtest, dann schau in unserem Artikel Wie wird man Sprecher:in? nach.
Ist eine Ausbildung notwendig?
Möchte man Synchronsprecher werden, gibt es keinen geregelten Ausbildungsweg, den man als Anfänger bestreiten kann. Es gibt viele Quereinsteiger, jedoch führt die gängigste Methode über eine Schauspielschule. Möchte man sich im Bereich Synchronsprechen unabhängig von einer Schauspielschule weiterbilden, stehen einem zahlreiche Grund- und Aufbaukurse an privaten Akademien und Sprachschulen zur Verfügung. Diese wiederum setzen in manchen Fällen sogar eine abgeschlossene Schauspielausbildung und Erfahrungen als Schauspieler voraus.
Wenn du dich für den Job als und die Ausbildung zum Schauspieler interessierst, empfehlen wir dir die Artikel „Berufsbild: Schauspieler (m/w/d)“ und „Wie wird man Schauspieler?“.
Was verdient man als Synchronsprecher?
Synchronsprecher sind in der Regel Freiberufler. Von ihnen können die wenigsten allein nur vom Synchronsprechen leben. Ihr Gehalt setzt sich aus zwei Aspekten zusammen. Zum einen bekommen sie zwischen 30 und 60 EUR Grundgage sowie ab ca. 3,00 EUR pro Take. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.
Laut VDS sind folgende Gagen angemessen:
Fernsehspot: ca. 500 EUR
Radiospot: ca. 350 EUR
Industriefilme: ca. 250 EUR im Durchschnitt
Einen pauschalen Betrag kann man in dieser Branche tatsächlich nicht nennen, da es von vielen weiteren Faktoren abhängig ist: Handelt es sich zum Beispiel um ein Hörbuch oder eine Werbung? Wird es national oder international ausgestrahlt? Läuft ein Werbespot nur im Radio oder auch im Internet oder Fernsehen?
Wenn du dir also nicht sicher bist, welche Gage du als Sprecher:in verlangen kannst, lohnt es sich auf folgende Website zu schauen: https://www.sprecherpreise.de/
Welche Entwicklungsmöglichkeiten hat ein Synchronsprecher?
Haben Synchronsprecher in der Branche erst einmal Fuß gefasst, können sie sich in verschiedene Richtungen entwickeln. Worauf vermutlich die meisten hinarbeiten wollen, ist den Status als Promi-Sprecher zu erlangen. Zusätzlich können sich professionelle Sprecher auf verschiedene Medien spezialisieren, zum Beispiel Hörbuch, Werbung oder Film. Außerdem können sie ihre Erfahrung mit Nachwuchssprechern teilen und ihnen ihr Wissen in Form von Workshops oder Seminaren weitergeben. In einer Sprecheragentur können sie natürlich auch Beschäftigung finden, da sie über ein gutes Branchen- und Fachwissen verfügen und dementsprechend potenzielle Kandidaten frühzeitig erkennen können. Sie können sich aber auch dafür entscheiden, selbst ein Tonstudio zu eröffnen oder als Schauspieler weiterzumachen.